Lesung mit Musik
„Wer hat Aruba verführt und entführt?“
Erzählung
von
Elsayed Kandil
Projektbeschreibung:
Woher kommen wir und wohin gehen wir?
Die Suche nach den Gemeinsamkeiten, die uns verbinden und dass diese größer sind,
als das, was uns trennt.
Gefördert von:
Wien Kultur MA7/ Stadtteilkultur und Interkulturalität
Bundeskanzleramt –Kunst/Abt. II/5 Literatur
7.Gemeinde Bezirk
Die verführte und entführte Aruba ist zu deiner Mutter geworden.
Du brauchst mich nicht zu hassen, sie ist meine Schwester, Tochter meiner Eltern.
Schau mich nicht so verwundert an, sondern suche nach deinen Wurzeln. Untersuche deine DNA.
Es war einmal, vor langer, langer Zeit, eine schöne Jungfrau am schönen Strand von Sidon. Sie lief her, lief hin. Freute sich, wenn die Vögel sangen.
Spielte mit den Schmetterlingen und auch mit den Hunden und Katzen.
Da sah sie, wie ein wunderschöner Stier vor ihr stand, der sie verwirrte!
Diese schöne Jungfrau ist „Aruba“, die Tochter des Königs des Phönizier-Reiches, Agenor -, (heute Syrien)
Und dieser Verführer war der Griechische Gott Zeus.
Er begegnete am Strand Sidon einer schönen Jungfrau […] verführte sie und verwandelte sich in einen schneeweißen Stier.
Er lud sie ein auf seinen Rücken zu steigen um dann mit ihr – Aruba „Europa“, das breitgesichtig bedeutet und gleichzeitig Synonym für die Vollmondgöttin ist, ins Meer zu steigen und entführte sie schließlich nach Kreta, wo sie ihm drei Söhne gebar und später mit Asterios lebte.
Seither ist sie in Vergessenheit geraten und doch ihr Name bezeichnet einen Kontinent, Europa.
Denken wir nur an die Emigration des Propheten Moses, er floh von Ägypten nach Palästina. Christus flüchtete von Palästina und ging ins Exil nach Ägypten, wenn auch nur für kurze Zeit. Und Mohammed wanderte von Mekka nach El Medina. Oder Simon Petrus von Galiläa, wanderte nach Rom und sollte dort als Märtyrer hingerichtet worden sein.
Diese Wanderungen und Wege beeinflussten unser Leben, unser Denken und unsere Kulturen, bewusst oder unbewusst.
Aber auf die andere Seite ist unsere Wurzeln in Afrika liegen.
Tief in unseren Körperzellen steckt die Spur einer einzigen Urmutter aus archaischer Zeit.
Sie steckt in jeder Faser, das ist Genetik. Jede unserer Körperzellen erzählt die Familiengeschichte der Menschheit. Es ist die Geschichte jener Frauen, ohne die wir nie die Welt erobert hätten. Und alles begann mit einer Einzigen.
Die Wissenschaft nennt sie Eva. Die Zellkraftwerke nennt man Mitochondrien. Sie selbst und den dazugehörigen genetischen Bauplan erhält jedes Kind ausschließlich von seiner Mutter, die ihn ihrerseits schon von der Mutter hatte und so fort...
Wie ein roter Faden zieht sich die sogenannte mitochondriale DNA durch die Generationen, immer entlang der mütterlichen Linie.
Und da kam es zur zweiten Sensation aus der DNA: Die Urmutter Eva war praktisch eine von uns. So finden Wissenschaftler innerhalb Afrikas eine erheblich größere Vielfalt des Erbguts als bei Europäern, Asiaten oder gar amerikanischen Ureinwohnern. Denn: Je weiter entfernt ein Ort von Ostafrika, desto eintöniger der Genpool seiner Ureinwohner! Diese Erkenntnis der Paläogenetik ist einer der Pfeiler für die Annahme, der afrikanische Kontinent sei nicht nur die Wiege diverser Vor- und Frühmenschen, sondern auch die (einzige) Heimat unserer eigenen Art Homo sapiens.
Diese Lesung kann als eine Antwort auf den zunehmenden Populismus und fundamentalistischen Terrorismus verstanden werden.
"Es kann nicht schaden, unsere kulturellen Wurzeln jenen mörderischen Umtrieben entgegenzusetzen, und ihre Wege abzuschneiden, die in aller Welt unter dem Deckmantel von „wir wollen unsere reine Kultur und Werte verteidigen“ stecken.
Daher sehe ich die Notwendigkeit diese Geschichte zu erzählen, um einen Einblick, Überblick und - so hoffe ich - einen Durchblick geben zu können.
Weitere Termine
Do. 08. Juni 2017 um 20h.
U.S.W. Beisl
1080 Wien, Laudongasse 10
Mi. 21. Juni 2017 um 20h.
Cafe el Speta
1060 Wien, Hofmühlgasse 23
Musik:
Andrej Vadimovic Prosorov /Saxophon
Geboren am 17.11.1975 in Odessa, UdSSR.
Saxophon und Klavier seit 1984.
1990 Studium Saxophon (Konzertfach), 1998 Abschluss mit Auszeichnung.
Seit Herbst 2001 Studium am Konservatorium der Stadt Wien, Österreich
(Hauptfach Jazz Saxophon).
Seit 1992 Arbeit als freier Saxophonist in diversen Formationen,
Auftritte u.a. mit Bobby Mc Ferrin, Alexander Wladigeroff, Andy Middleton,
Stoyan Yankoulov. Fatima Spar und die Freedom Fries (Weltmusik Preis 2004 im
Porgy & Bess).
Ausserdem seit 2005 Mitglied der Musikband Wienil
Auftritte auf diversen Festivals, u.a. in Bulgarien, Belgien, Deutschland, Ungarn, Schweiz,
weiters Staats Schauspielhaus Dresden, Burgtheater Wien, Porgy & Bess, Jazzland Wien, Sargfabrik, Posthof Linz, Luzerner Theater .....
bei diversen Vernissagen und Lesungen ( u.a. mit E. Kandil, H. Achternbusch…)
Lebt und arbeitet zurzeit in Wien.
Der Autor
Elsayed Kandil
Elsayed Kandil wurde in Port-Said / Ägypten geboren und lebt als österreichischer Staatsbürger in Wien. Seit der frühen Jugend ist Kandil auf der Bühne des Theaters beheimatet.
Sein künstlerisch vielfältiger Zugang lässt ihn auf viele Projekte verschiedener Art zurückblicken. Nach seiner Emigration spielte er bei freien Theatergruppen, kleinen und großen Bühnen in Österreich; wie Alexeij, Gasthofdiener im „Die Spieler“ von Nikolai Gogol, Inszenierung Anton Ray in Theatergruppe 80. Gott Sohn im „Ein Jedermann“ von Felix Mitterer im Theater in der Josefstadt Inszenierung Erwin Steinhauer u.a. sowie Haupt- und Nebenrollen bei Film und Fernsehen im deutschsprachigen Raum.
In den letzten Jahren arbeitete Elsayed Kandil als Literat und Filmemacher. Kandil schrieb zahlreiche Erzählungen, Gedichte, Hörspiele und Theaterstücke, die in Wien aufgeführt wurden. Seine Werke setzen sich in Wort und Bild mit gesellschaftskritischen und philosophischen Themen auseinander.
Nach seinem letzten Filmprojekt, der Dokumentation „Abendland – Morgenland“ (2003), kam ihm die Idee zu WIENIL „Musikgruppe“ 2004, als dessen Gründer und künstlerischer Gesamtleiter Kandil fungiert – Österreich Tournee 2005/06.
2002 Art Director zum Film „Nachtreise“ von Kenan Kilic. Der Film gewann bei der „Viennale 2002“ den Erstlingsfilm-Preis.
2005 kehrt Elsayed Kandil zum Theater zurück und inszeniert Theater für Blinde und andere Menschen, „Die heilige 3faltigkeit“ von Eugene O`Brien für das Theater ja.com im USW, Wien, österreichische Erstaufführung.
2006 Buch und Inszenierung des Theaterstückes „Erotische GeSchichten“ 1000 Jahre „arabisch-andalusische Liebeskunst und Liebeswissen“ Uraufführung im Bezirksmuseum Josefstadt, Wien
2007 Wiener Festwochen, als Charakter-Darsteller in der Janàcek Oper „ Aus einem Totenhaus“, musikalische Leitung Pierre Boulez, Inszenierung Patrice Chéreau in Wien, Amsterdam, Aix-en-Provence. 2011 Staatsoper Berlin.
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