Lebt und arbeitet in Wien
Wien - Michael der Puppenspieler, Mohammed der Koch, Kenan der Filme- macher. Salama die Sozialarbeiterin, Sudarshini die Gastronomin, Elena die Architektin. Sie alle leben und arbeiten in Wien. Eine ganze Reihe von Porträts hängt in der Strassenbahn-Wartehalle am Europaplatz, darunter kurze deutsche Texte, die Lebensgeschichten skizzenhaft umreissen.
Daneben die handschriftliche Übersetzungen, selbst Bilder für sich.
"Wien, Punkt 0" heisst die Fotoausstellung, die noch bis Ende Oktober an dem hochfrequentierten Verkehrsknotenpunkt zu sehen sein wird. "Wir wollten an einem Ort ausstellen, an dem Leute mit den Arbeiten konfrontiert werden, die sonst nicht in Ausstellungen gehen", erklärt die Fotografin Anna Stöcher, die das Projekt gemeinsam mit dem Schauspieler und Autor Elsayed Kandil gestaltet hat.
Dieses Konzept geht auf. Viele Passanten bleiben zumindest für einige Minuten vor den Fotografien stehen. "Dabei sehen viele, glaube ich, gar nicht das Thema", meint Stöcher weiter.
Sicher, es gehe darum aufzuzeigen, wie bereichernd der Kontakt mit unterschiedlichen Kulturen für Wien sei - doch "ohne erhobenen Zeigefinger".
Nachsatz: "Was mich wundert ist, dass nichts beschädigt wird. Nich einmal Rapid oder so was hat jemand draufgeschmiert." "Weil die Arbeiten nicht provokant sind", meint Elsayed Kandil, sei die Ausstellung, die täglich zwischen fünf und 24 Uhr frei zugänglich ist, kein Ziel von Vandalismus. Bewusst habe man auch bei der Titelgebung auf "Reizwörter" verzichtet. "Manche meinten, das sei zu negativ", erzählt Kandil, "aber für mich steht Punkt 0 nicht für einen Nullpunkt, sondern für einen Anfang. Auch wenn die meisten, die hierher kommen, bei null anfangen müssen.