Lebt und arbeitet in Wien

Wien - Michael der Puppenspieler, Mohammed der Koch, Kenan der Filme- macher. Salama die Sozialarbeiterin, Sudarshini die Gastronomin, Elena die Architektin. Sie alle leben und arbeiten in Wien. Eine ganze Reihe von Porträts hängt in der Strassenbahn-Wartehalle am Europaplatz, darunter kurze deutsche Texte, die Lebensgeschichten skizzenhaft umreissen. 
Daneben die handschriftliche Übersetzungen, selbst Bilder für sich.

"Wien, Punkt 0" heisst die Fotoausstellung, die noch bis Ende Oktober an dem hochfrequentierten Verkehrsknotenpunkt zu sehen sein wird. "Wir wollten an  einem Ort ausstellen, an dem Leute mit den Arbeiten konfrontiert werden, die sonst nicht in Ausstellungen gehen", erklärt die Fotografin Anna Stöcher, die das Projekt gemeinsam mit dem Schauspieler und Autor Elsayed Kandil gestaltet hat.

Dieses Konzept geht auf. Viele Passanten bleiben zumindest für einige Minuten vor den Fotografien stehen. "Dabei sehen viele, glaube ich, gar nicht das Thema", meint Stöcher weiter. 
Sicher, es gehe darum aufzuzeigen, wie bereichernd der Kontakt mit unterschiedlichen Kulturen für Wien sei - doch "ohne erhobenen Zeigefinger".

 

Nachsatz: "Was mich wundert ist, dass nichts beschädigt wird. Nich einmal Rapid oder so was hat jemand draufgeschmiert." "Weil die Arbeiten nicht provokant sind", meint Elsayed Kandil, sei die Ausstellung, die täglich zwischen fünf und 24 Uhr frei zugänglich ist, kein Ziel von Vandalismus. Bewusst habe man auch bei der Titelgebung auf "Reizwörter" verzichtet. "Manche meinten, das sei zu negativ", erzählt Kandil, "aber für mich steht Punkt 0 nicht für einen Nullpunkt, sondern für einen Anfang. Auch wenn die meisten, die hierher kommen, bei null anfangen müssen.

Bessie Smith, geboren am 15. April 1894 in Chattanooga (Tennessee), in den Jahren 1924-27 als "Empress of the Blues" gefeiert. Die in armseligen Verhältnissen aufgewachsene Sängerin brachte es durch ihre Engagements und ausserordentlichen Plattenerfolge zu grossem Reichtum. Ihre Starke Zuneigung zum Gin zerstörte ihre Karriere.

Mit "Nobody knows you when you're down and out" weckt sie 1928 noch einmal die Begeisterung ihrer Anhänger. Am Sonntag, den 26. September 1937 fuhr sie im Wagen nach Memphis. Bessi Smith hatte das Angebot für eine Hauptrolle in einer Revue erhalten. Kurz vor Memphis erlitt sie einen Verkehrsunfall und starb an den schweren Verletzungen. 
Es heisst, die "Kaiseren des Blues" hätte nicht sterben müssen, wenn sie, die Negerin von einem "weissen" Krankenhaus aufgenommen worden wäre. Es heisst, das Personal habe es abgelehnt, die Farbige auch nur über die Schwelle zu lassen. Es heisst, sie sei vor einem Hospital verblutet.

Albee vermeidet die Kolportage, sagt Helmut M. Braem in seinem Buch über den Autor. Er klagt auch nicht wie ein hyperbolischer Moralist an, er zeigt nicht mit dem Finger auf die amoralische Un-Täter, vielmehr lässt er sie sich selbst vorstellen, sich selbst demaskieren. Die Rassentrennung trennt auch die Empfindungen in "Weisse und Schwarze". Die Selbst-
darstellung der an Bessies Tod Mitschuldigen findet in acht kurzen Szenen statt.

 

"Gibt es nicht auch in Westeuropa nur allzu viele Menschen, in deren Gefühlsleben sich ein geistiges und moralisches Vakuum ausbreitet? Ist das furchtbare Problem der Kompromiss-Lösungen, der ineren Leere, der geistigen Gehaltlosigkeit nur für mein Land charakteristisch? Daran glaube ich keinen Augenblick."

Unterkategorien